Fresken des Katholikons
Im Oktober 1527 (͵ζλςʹ= 7036 seit der Welterschaffung) wurde gemäss der Stiftungsinschrift über dem Eingang vom Narthex zur Hauptkirche das stilvolle Katholikon des Klosters vom berühmten kretischen Maler Theophanis Strelitzas ausgeschmückt, dem sogennanten Bathas.
Die Ausschmückung des Katholikons des Klosters Agiou Nikolaou Anapavsa ist das älteste Werk, das den Namen des grossen Künstlers Theophanis trägt, des Hauptes der Kretischen Schule und ‘‘vorzüglichen Hagiographen’’, wie ihn sein Sohn der Mönch Neophytos in der Inschrift der Kirche der Gottesmutter (Panagia) in Kalambaka charakterisiert.
Narthex
Im Narthex wird eine ganze Reihe von Seligen, Asketen und Heiligen in ganzer Gestalt dargestellt, wie der hl. Ioannis tis Klimakos (der Treppe), der hl. Pachomios, der mit einem Engel des Herrn spricht, der hl. Antonios, der hl. Savas, der sel.Theodossios, der sel. Theophanis o Graptos u.a. Am unteren Teil der Wand zwischen der auf dem Thron sitzenden, den heiligen Knaben haltenden Gottesmutter und dem sel.Athanassios d. Meteoriten sind in ganzer Gestalt in Mönchskleidung die Stifter des Klosters abgebildet: links der Metropolit von Larissa der hl. Dionyssios o Eleimon (der Erbarmungsvolle) und rechts der Exarch von Stagoi der Diakon Nikanor. Der obere Bereich wird hauptsächlich von den Darstellungen der Wunder Christi eingenommen (Heilung des Wassersüchtigen, der Besessenen, des Blinden, des Gelähmten, Christi Versuchung in der Wüste, die Hochzeit von Kanaa u.a.). Beherrschend sind die imposanten und personenreichen Darstellungen des Jüngsten Gerichts, des Todes des hl. Nikolaos. Eindrucksvoll ist auch die Darstellung von Adam, der im Paradies die verschiedenen Tiere und Vögel benennt:
‘‘Και εκάλεσεν Αδάμ ονόματα πάσι τοις κτήνεσι και πάσι τοις πετοινοίς του ουρανού και πάσι τοις θηρίοις του αγρού’’ (Gen. 2,20).
Hauptkirche
In der Hauptkirche herrscht im Zentrum der Kuppel die Gestalt des Pantokrator (des Allmächtigen) voller Sänfte und Barmherzigkeit, der hier als ‘‘Jesus Christus der Erbarmungsvolle’’ dargestellt wird.
Die erste Freskenzone um den Pantokrator stellt die Liturgie der Engel dar und die nächste die zehn Propheten, die sich in intensiver Bewegung befinden und Schriftrollen halten, welche Sprüche über Christus enthalten.
In den vier gewölbten Dreiecken sind, wie üblich die vier Evangelisten abgebildet. An den Wänden sind im unteren Bereich in ganzer Gestalt Soldaten- und andere Heilige dargestellt (Efstathios, Artemios, Nikolaos o Neos (d. Junge), Georgios, Demetrios, Nestor, Theodoros o Tiron, Theodoros o Stratilatis (der Heerführer), Konstantin und Helena, der hl. Nikolaos von Myra, u.a.). Weiter oben schliesslich sind Brustbilder von Heiligen sowie Szenen aus dem Dodekaorton (12-Feste-Zyklus der Kirche) und aus Christi Passion dargestellt (MariaeVerkündigung, Mariae Entschlafen, Christi Geburt, Taufe, Mariae Reinigung, Palmsonntag, Fusswaschung, Heiliges Abendmahl, Verleugnung des Petrus, Verrat, Geisselung, Verhöhnung, Kreuzigung, Auferstehung u.a.).
Altarraum
Sehr schön ist auch das Fresko in der Prothessis des Altarraumes, wo Christus als ‘‘Akra Tapeinossis’’ (äusserste Demütigung) dargestellt wird.
Die Fresken im Katholikon dieses kleinen meteorischen Klosters tragen ohne Zweifel den Stempel der unnachahmlichen Kunst des grossen kretischen Künstlers mit all ihren besonderen Merkmalen: Edelmut, Lebendigkeit, Frische, Plastizität, sanfte und helle Farbtöne und allgemein hohe Qualität und Perfektion in der Zeichnung und farblichen Darstellung der Gestalten, Merkmale, die sich schliesslich, zwar typisiert, herauskristallisierten in den grossen Fresken seiner Reife, in den Klöstern von Athos Megistis Lavras (Katholikon 1535, wahrscheinlich auch Refektorium 1535/1541) und Stavronikita (1545/1546).